The Art Of Letting Go / Alen Watts

Musik als eine Kunstform ist im Kern eine Verspieltheit.

Wir sagen: „Du spielst auf dem Piano!“

Wir sagen nicht „Du arbeitest auf dem Piano!“

Warum?

Musik unterscheidet sich beispielsweise vom Reisen.

Wenn Du auf Reisen bist, versuchst Du irgendwo hin zu kommen.

Und wir sind eine sehr zwanghafte und zweckorientierte Kultur.

Wir sind beschäftigt damit überall immer schneller und schneller hinzu kommen.

Bis wir die Distanz zwischen Orten eliminieren.

Mit einem modernen Verkehrsflugzeug kannst Du fast unmittelbar irgendwo ankommen.

Als Resultat daraus verschmelzen der Anfangs- und der Endpunkt Deiner Reise.

Wir eliminieren also die Distanz und damit eliminieren wir die Reise.

Aber der Spaß an der Reise ist das Reisen, nicht das auslöschen des reisens.

In der Musik macht niemand das Ende der Komposition zum Zielpunkt.

Wenn das so wäre, wäre das Orchester das am schnellsten spielt das Beste.

Und es gäbe Komponisten die ausschließlich das Finale schreiben würden.

Die Leute würde ins Konzert gehen nur um einen Abschluss-Akord zu hören, weil das Ende das Ziel wäre.

Das Gleiche ist es beim Tanzen.

Du zielst nicht auf einen speziellen Punkt im Raum ab, an dem Du beim Tanzen ankommen möchtest.

Das alles Entscheidende am Tanz ist der Tanz.

Schau Dir die Leute an, die dafür Leben irgendwann in Rente zu gehen.

Die alles für die Rente sparen.

Und wenn sie dann 65 sind, haben sie keine Energie mehr, sie sind mehr oder weniger impotent.

Und Sie schließen sich einer Seniorengemeinschaft an.

Wir haben uns die ganze Lebenszeit über selbst rein gelegt.

Wir stellt uns eine Pilgerreise als Analogie zum Leben vor. Eine Reise, die einen ernsten und bestimmten Zweck am Ende hat.

Das Entscheidende war es an diesem Ende anzukommen.

Erfolg oder was auch immer es ist, oder die Ankunft im Himmel nachdem Du gestorben bist.

Aber wir haben den entscheidenden Punkt die ganze Zeit nicht begriffen.

Es war ein musikalische Ding und Du warst bestimmt zu singen oder zu tanzen, während die Musik gespielt wurde.

Das hast Du nicht passieren lassen.

Und auf diese Weise werden wir menschelichen Wesen manchmal ein Organismus für Selbst-Frustration.

Korzybski bezeichnete Menschen als „Zeit-Heftmappe“.

Das bedeutet der Mensch ist das Tier, dass sich der zeitlichen Abfolge bewusst ist.

Und als Resultat daraus ist der Mensch fähig sehr bemerkenswerte Dinge zu tun.

Er kann vorhersagen.

Der Mensch beobachtet was in der Vergangenheit passierte und er sagt die wahrscheinlichkeit ist so und so hoch, das es wieder passiert.

Er sagt also vorher.

Dieses Vorhersagen ist sehr nützlich, es hat Überlebensvorteile.

Aber gleichzeitig verursacht es Angst.

Du bezahlst für die höhere Überlebensfähigkeit die mit Vorhersage einhergeht.

Du weißt, dass Du am Ende nicht erfolgreich bist.

Alles fällt auseinander auf die eine oder andere Weise.

Das kann morgen passieren oder in 50 Jahren.

Aber am Ende fällt alles auseinander.

Und Leute werden besorgt darüber und bekommen Angst.

Also was haben Sie gewonnen? Sie haben an Lebendigkeit verloren.

Wenn Du auf der anderen Seite siehst, das Existenz, so wie ich meine methaphysische Annahme ausdrücke, die ich vor Dir verstecke, das Existenz im Kern eine musikalische Angelegenheit ist.

Das bedeutet, dass es nicht Ernst ist.

Es ist ein Spiel von allen Arten von Strukturen/Formen.

Wir können uns unterschiedliche Lebensformen anschauen, so wie wir unterschiedliche Spiele betrachten.

Schack, Backgamon, Tennis oder du kannst sie als unterschiedliche Musikrichtungen betrachten.

Walzer, Synphonien, Sonaten, etc.

Das sind all diese unterschiedlichen Elemente die ihr Ding machen.

Wir machen das auch.

Existenz also, ist etwas das spontan ist.

Das Chinesische Wort für Natur ist Tzu-Jan. Das bedeutet, das was von sich selbst aus passiert.

Deine Haare wachsen von selbst, Dein Herz schlägt von selbst, Du atmest fast vollständig von selbst.

Deine Drüsen geben ihre Substanzen von selbst ab.

Du hast keine selbstbestimmte Kontrolle darüber.

Wir können also sagen, dass es spontan passiert.

Wenn Du zum Schlafen gehst und Du versuchst unbedingt einzuschlafen, greiftst Du in den spontanen Prozess des Einschlaffens ein und es funktioniert nicht.

Versuche Dich richtig anzustrengen zu atmen und Du stellst fest, dass Du zuviel Luft in den Lungen auftaust.

Um Mensch zu sein musst Du nur Dir selbst vertrauen, dass Du atmest, schlafen gehst und Dein Essen verdaust.

Außer wenn etwas fürchterlich schief läuft und Du einen Chirurgen benötigst – aber das ist eine andere Angelegenheit.

Im Großen und Ganzen braucht ein Mensch nicht direkt vom Beginn seines Lebens an, das Eingreifen eines Chrirurgen, sondern er lässt die Dinge von sich selbst aus passieren.

Das ist sehr fundamental im großen Gesamtbild.

Du must loslassen und es passieren lassen.

Wenn Du das nicht machst, wird Du erdrückt. Weil Du konstant versuchst, etwas zu tun, was nur dann auf gesunde Weise stattfindet, wenn Du es nicht versuchst zu erzwingen.

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